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Mehr Teilhabe beim Square Dance

Auf dieser Seite fasse ich eine Artikelserie zusammen, die ich 2024/2025 für das Bulletin der EAASDC e. V. geschrieben habe.

Liebe Tänzer, liebe Leader,
viele von euch sind schon mal Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen beim Tanzen begegnet, denn Square Dance ist ein barrierefreier Tanzsport. Wenn wir die Rahmenbedingungen noch barrierefreier gestalten, wird die Teilhabe von Tänzer*innen mit Behinderung noch einfacher.

In dieser Artikelserie in sechs Teilen gebe ich hierzu wesentliche Informationen.

Grundlegende Informationen – Teil 1 von 6

Wir können die Teilnahme beim Square Dance nicht für alle Menschen mit Behinderungen ermöglichen. Deshalb lege ich Wert auf die begriffliche Unterscheidung zwischen Teilhabe und Inklusion. Darauf solltest du auch in Kontakten achten, um bei Interessierten keine falschen Hoffnungen zu wecken.

Wenn in deinem Club über das Thema gesprochen wird, ist es zunächst wichtig, die Barrieren in den Köpfen einiger Menschen abzubauen. Dies sind ablehnende Vorurteile, die sich bei einem realen Versuch nicht bestätigen.

Im zweiten Schritt geht es dann darum, Informationen barrierefrei zu veröffentlichen und den Tanzplatz zugänglich zu gestalten. Wenn dann noch Tänzer*innen und Leader ein paar kleine Hilfen geben, erreichen wir 10 bis 30 % mehr Menschen, die sich für unser Hobby interessieren.

Wer braucht welche Hilfe?

Ein erblindeter Mensch wird die Website deines Clubs nicht nutzen können, wenn diese nur mit einer Maus bedienbar ist. Ein Mensch mit Sehbehinderung wird die kleine und/oder verschnörkelte Schrift auf einem Flyer sehen, aber er kann sie nicht erkennen. Jemand, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, braucht einen Zugang ohne Stufen. Wer eine Hörbehinderung hat, muss den Leader gut hören können.

Einige Behinderungen haben zur Folge, kein Auto oder Fahrrad fahren zu können. Die Mobilität ist dadurch eingeschränkt. Dies gilt insbesondere für Singles mit Behinderung.

Hinzu kommen Menschen mit unsichtbaren Einschränkungen. Mit etwas gutem Willen aller Beteiligten ist dies alles unproblematisch.

Gute Rahmenbedingungen

In den weiteren Beiträgen geht es also darum, wie dein Club barrierefrei informieren kann. An jedem Tanzplatz lassen sich zumindest kleinere Verbesserungen vornehmen, die keine baulichen Maßnahmen sind. Hilfreich ist es auf jeden Fall, wenn dein Club über die Zugänglichkeit informiert.

Im Square ist es für blinde und sehbehinderte Tänzer*innen hilfreich, wenn alle „sauber“ tanzen. Ebenso ist es hilfreich, wenn der Leader weiß, was für ihn und alle Tänzer*innen zu beachten ist.

Etwas Hilfe kann auch in Pausen und bei der Afterparty erforderlich sein. Einen freien Sitzplatz zu finden kann ebenso schwierig sein wie das Richtige zum Trinken und Essen.

Barrierefrei informieren – Teil 2 von 6

Jeder Tänzer hat seine eigene Geschichte dazu, wie er vom Square Dance das erste Mal erfahren hat. Mithilfe von Suchmaschinen ist es seit 25 Jahren kein Problem mehr, sich zu informieren und einen Club in Wohnortnähe zu finden. Als sehbehinderter oder blinder Interessent hört die digitale Barrierefreiheit zum Thema Square Dance aktuell jenseits der Suchmaschinen auf. Wenn eine Sehbehinderung noch eine visuell orientierte Nutzung des Internets zulässt, wird es in den meisten Fällen noch möglich sein, selbstständig zumindest Kontaktdaten zu recherchieren. Für Blinde, die allein auf eine vollständige Tastaturbedienung und Sprachausgabe angewiesen sind, ist dies aktuell nur mit sehender Hilfe möglich.

Für Interessenten, die auf einen Aktivrollstuhl angewiesen sind, ist dies kein Problem. Allerdings fehlen ihnen in aller Regel Informationen über die Zugänglichkeit des Tanzplatzes. Wichtig sind hierbei Informationen zu Parkmöglichkeiten, Eingang und Toiletten. Dazu gehört für alle Menschen, die durch eine Behinderung in Ihrer Mobilität eingeschränkt sind, auch Informationen zur Erreichbarkeit des Tanzplatzes mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Diese findet man auf Websites und Flyern jedoch sehr selten.

Es gibt inzwischen gesetzliche Regelungen zur digitalen Barrierefreiheit im Internet für öffentlich-rechtliche Anbieter und den Bereich der freien Wirtschaft. Vereine sind hiervon also ausgenommen. Trotzdem halte ich dies für ein wichtiges Thema. Denn mit Barrierefreiheit vergrößert sich die Gruppe von potenziellen Mitgliedern um 30 %. Außerdem bedeutet mehr Barrierefreiheit und die damit verbundene Förderung von mehr Teilhabe auch, sich in unsere inklusive Gesellschaft in geeigneter Weise einzubringen. Wenn dadurch SD-Clubs neue aktive Mitglieder gewinnen können, haben alle einen Vorteil dadurch. Diese Idee ist nicht neu. Henry Ford hat vor 100 Jahren die Grundlagen gelegt, aus denen sich unser heutiger moderner Square Dance entwickelt hat. Er hat damals schon darauf hingewiesen, dass Square Dance für Tänzer mit Handicap geeignet ist.

Die EAASDC wird auf ihrer neuen Website die Barrierefreiheit berücksichtigen. Für Square Dance Clubs versuche ich zurzeit, eine technisch einfache und preiswerte Lösung zu entwickeln, die ich empfehlen kann. Das Thema ist zu komplex, um hier im Detail darauf eingehen zu können. Zum Teil lassen sich bereits mit kleinen Veränderungen große Barrieren beseitigen. Nur Websites, die mit einem Web-Baukasten erstellt wurden, können nicht barrierefrei sein. Das gibt diese Technik aktuell nicht her.

Open House barrierefrei – Teil 3 von 6

Nach dem sich ein Interessent über Square Dance informiert hat, erfolgt meistens eine erste Kontaktaufnahme mit einem Club in der Nähe. Dabei kommt bei einer offensichtlichen Behinderung diese in aller Regel zur Sprache. Die Teilnahme eines Interessenten mit Behinderung am nächsten Open House ist dann also keine Überraschung.

Von Menschen, deren Behinderung nicht offensichtlich ist und sich nicht zwingend auf das Tanzen auswirkt, kann deren Einschränkung von diesen zunächst verschwiegen werden. Dies hängt von der Persönlichkeit ab und den Erfahrungen mit der Offenbarung der eigenen Situation. Frühere Ablehnungen in anderen Gruppen machen hierbei vorsichtig. Hinzu kommt der Wunsch nicht aufzufallen, sondern als ganz normal akzeptiert zu werden.

Bereits vor dem Tanzen beim Open House ist es wichtig, Interessenten mit Behinderung genauso zu begegnen wie Nichtbehinderten. Das bedeutet, die Person wird direkt angesprochen. Sollte eine Begleitperson dabei sein, muss der Fehler unterlassen werden, nur mit der Begleitperson die Kommunikation über „den Behinderten“ zu führen. Das mag sich befremdlich anhören, passiert im Alltag aber leider oft und kommt beim Betroffenen nicht gut an.

Beim Tanzen mit Sehbehinderten und Blinden ist es besonders wichtig, sauber zu tanzen. Denn je schlechter das Sehvermögen ist, umso geringer ist die Möglichkeit, eine Unkorrektheit auszugleichen. Ein blinder Tänzer wird sonst schlicht in die falsche Richtung geleitet und läuft dann auch in diese.

Bei Tänzern im Aktivrollstuhl werden ein paar Formationen etwas anders getanzt, weil dies für alle einfacher ist. Um den Aktivrollstuhl fortzubewegen oder punktgenau zum Stehen zu bringen, muss zumindest eine Hand zum richtigen Zeitpunkt am Greifring sein. Das – gut gemeinte – hilfreiche Ziehen und Schieben durch einen anderen Tänzer beeinträchtigt dies. Ein kurzes Zeichen oder Zuruf sind hier sicherlich die bessere Hilfe.

Wie Tänzer und Caller auf Menschen mit Behinderungen beim Square Dance Rücksicht nehmen können, wird im nächsten Artikel dieser Serie näher eingegangen. Allgemein gilt: Menschen mit Behinderungen sind selbst die besten Experten für ihre Bedürfnisse. Sie können selbst am besten erklären, was ihnen hilft und was sie nicht mögen.

Dies kann sehr unterschiedlich sein. Dies hängt ab vom Alter, in dem die Behinderung aufgetreten ist, sowie von der individuellen Fähigkeit und den Rahmenbedingungen, sich hieran anpassen zu können. Bei Sehbehinderten gibt es zusätzlich eine Vielzahl von Symptomen, die in unterschiedlicher Kombination und Ausprägung auftreten. Erfahrungen, die du als Nichtbehinderter mit einem Menschen mit Behinderung gemacht hast, solltest du also nicht auf andere Personen, mit einer vermeintlich gleichen Behinderung übertragen. Das führt in aller Regel zu Problemen.

Zum richtigen Helfen und sich helfen lassen, ist es am besten, wenn man offen darüber spricht.

Callen für Tänzer mit Behinderungen – Teil 4 von 6

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Clubleben mit Hilfsbereitschaft – Teil 5 von 6

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Specials barrierefrei – Teil 6 von 6

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Ansprechpartner bei Fragen

Als MaL Accessibility ist es meine Aufgabe, zu Barrierefreiheit und Teilhabe beim Tanzen zu beraten. Du kannst mich einfach ansprechen, egal ob du einen Mitglieds-Club vertrittst oder Tänzer*in oder Leader bist.

In dieser Artikelserie geht es um alle Facetten der Teilhabe beim Square Dance. Diese Beiträge werden auch noch barrierefrei im Internet veröffentlicht. Der genaue Ort wird hier später noch genannt.

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