Square Dance Schnupperabend für Sehbehinderte
Inhaltsübersicht
- Vorgeschichte
- Der große Tag kommt näher
- Bericht im Gäuboten vom 20. April 2016
- Bildergalerie zum Schnupperabend
Vorgeschichte
Im Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V. (DVBS) hat sich zu Beginn der 90er Jahre die Fachgruppe Sehbehinderte gegründet. In den ersten Monaten eines jeden Jahres organisiert das Leitungsteam der Fachgruppe jeweils das Seminar „Nicht sehend – nicht blind“. Die jeweils drei parallel standfindenden Workshop berücksichtigen dabei die besonderen Bedürfnisse von Sehbehinderten in der Erwachsenenbildung, die sich von Sehenden ebenso unterscheiden, wie von Blinden.
Freitagsabends und samstagsabends wird meist noch ein optionales Rahmenprogramm angeboten, bei dem dann eher der Spaßfaktor im Vordergrund steht. Am 16. April 2016 gab es in diesem Rahmen einen Square Dance Schnupperabend.
Dazu kam es, weil ich fast von Beginn an zur Fachgruppe Sehbehinderte gehöre und seit einigen Jahren begeisterter Square Dancer bin. Wenn ich auf Reisen bin, erkundige ich mich zuvor immer, ob es an meinem geplanten Aufenthaltstort einen Square Dance Club gibt, den ich besuchen könnte. So bekam ich Kontakt zu den Gäu Promenaders in Herrenberg, die freitagsabends ihren Clubabend haben. So mache ich also seit einigen Jahren beim Seminar freitagabends immer mein eigenes Rahmenprogramm.
So begeistert wie die Gäu Promenaders davon waren, dass man Square Dance auch tanzen kann ohne gut sehen zu können, so interessiert waren auch einige Seminarteilnehmer an dem was ich da wohl immer so freitagsabends machen würde. So entstand die Idee beide Gruppen einmal zusammen zubringen.
Der große Tag kommt näher
In diesem Jahr wurde mir deshalb sogar die Ehre zuteil, dass meine Teilnahme am Clubabend der Gäu Promenaders sogar auf Facebook angekündigt wurde:
Der Freutag ist wieder in Sicht!
Wir erwarten unseren Tanzfreund Stephan aus Köln. Er ist ganz besonders gut drauf, denn er tanzt unser geliebtes Hobby fast blind!
Da wird sich zeigen, wer unser schönes Hobby wirklich beherrscht. Oder wie würde unser Caller- “the one from the Rieger Brothers” Thomas- sagen? Das A und O ist das “saubere” Tanzen der Figuren! Da unser Thomas heute verhindert ist, übernimmt unsere Dagmar den heutigen Clubabend…..
Wer dabei sein mag, wir tanzen- wie immer- an unserem Tanzplatz in der
Hornbergstr. 7 in 71083 Herrenberg- Haslach.
von 20:00 Uhr- 22:00 Uhr.
Haben wir ein date? ……Wunderbar, dann bis Freu(i)tag….
Eure Gäu Promenaders
Link zum ersten Post der Gäu Promenaders
Am folgenden Samstag, dem 16. April 2016, kamen die Gäu Promenaders mit über 10 Tänzerinnen und Tänzern in das Tagungshaus des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales (KVJS). Hier findet seit einigen Jahren bereits das Seminar der Fachgruppe Sehbehinderte statt. Für den Abend stellte das Haus den Schönbuch Saal zur Verfügung, in dem sich beide Gruppen zum Square Dance trafen.
Bereits am nächsten Tag schrieben die Gäu Promenaders in Facebook :
Der 16. April ’16 wird nicht nur den Gäu Promenaders noch lange in Erinnerung bleiben….
Unser sehbehinderter Tanzfreund, Stephan von den Colonia Swingers, hatte im Rahmen seines Fachseminars “Nicht sehend – nicht blind”, zu einem Square DanceSchnupperabend in Herrenberg- Gültstein geladen.
Wir waren freudig, neugierig und gespannt und unser tiefenentspannter Caller, Thomas Rieger, ganz schön gefordert.
Die Square Dance Figuren einem Normalsehenden in verständlichen Worten nahe zu bringen ist hin und wieder eine Herausforderung, aber die Worte so zu wählen, dass sie ein Sehbehinderter umsetzen kann, da gehört schon ein gewisses Geschick dazu!!
Thomas war so angetan von der Tanz- und Lernfreude dieser Gruppe “nicht sehend- nicht blind“, dass er den Schnupperabend kurzerhand verlängerte.
Dadurch wurde der Spaßfaktor an unserem wunderschönen Hobby nochmals erhöht, denn nicht nur wir hatten etwas länger Freude, sondern auch die Fachgruppe für Sehbehinderte.
Diese Seminarteilnehmer waren letztlich so sicher im Tanzen geworden, dass sie sich untereinander aufforderten und auf einen Gäu Promenaders “Angel” verzichteten.
Da kann man nur den “Hut ziehen”!!!
Wir Gäu Promanders sind sogar doppelt belohnt worden!
Stephan hatte eine ganz besondere Überraschung für alle dabei- einen eigens für diesen Abend geprägten Dangle, den wir euch natürlich nicht vorenthalten möchten. Dieser darf weiter unten bewundert werden.
Wir können den gelungenen Abend so festhalten: “Um den Durchblick zu haben, muss man nicht unbedingt sehen können”!
Eure Gäu Promenaders
Facebook .com/gaeupromenaders” target=”_blank”>Link zum 2. Post der Gäu Promenaders
Ein dritter Post zu diesem Abend folgte, nachdem im Gäuboten ein Bericht über diesen Abend erschienen war:
Den dazugehörigen Artikel von unserem Schnupperabend in unserer Regionalzeitung, dem Gäuboten, möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten!
Square Dance-gehts-barrierefrei-zu-.html?GBID=5fc9e540efa74fcd044fa3ddeba7e334″ target=”_blank”>http://www.gaeubote.de/gb_10_111078580-24-71203_Beim-Square Dance -gehts-barrierefrei-zu-.html?GBID=5fc9e540efa74fcd044fa3ddeba7e334
Eure Gäu Promenaders
Facebook .com/gaeupromenaders” target=”_blank”>Link zu den Gäu Promenaders bei Facebook
Weil dieser Link zum Gäuboten zu einer nicht barrierefreien Darstellung des Artikels führt, habe ich dort nach einer Alternative gefragt. Dankenswerter Weise wurde mir gestattet den Text des Artikels hier in einer barrierefreien Form zu veröffentlichen.
Bericht im Gäuboten vom 20. April 2016
Beim Square Dance gehts barrierefrei zu
Gültstein: Die Tanzfreunde bieten ein besonderes Projekt für sehbeeinträchtigte Menschen an
Beate Wehrle kann nur Lichtpunkte sehen. Sie trägt eine Sonnenbrille und muss sich an der Hand führen lassen, oder ertastet sich mit ihrem Blindenstock den Weg.
Als sie an diesem Samstag die Räume des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales (KVJS) in Gültstein betritt, ist sie zunächst nicht sicher, ob sie das bewältigen kann, was hier auf sie wartet. Die Gäu Promenaders haben Wehrle und andere Sehbeeinträchtigte eingeladen, den Square Dance kennenzulernen – und vielleicht auch für sich zu entdecken.
An die zwanzig Menschen halten sich zunächst den Händen, laufen im Kreis und warten auf die nächste Anweisung des Mannes, der am Mikrofon steht und neben der Musik auch die Standardkommandos des Square Dance vorgibt. “Gebt euch keine Mühe, ihr könnt nicht erraten, was ich als Nächstes ansage”, schallt die Stimme Thomas Riegers aus den Boxen. Der hat sichtlich Spaß an seiner Rolle als “Caller”, als Rufer, der Gäu Promenaders. Rieger ist somit derjenige, der die Fäden an diesem Abend in der Hand hält. “Promenade your partner back home. All girls promenade inside”, leitet Rieger sicher seine Tänzer an. Auf Englisch, versteht sich. Beate Wehrle war da, gibt sie während einer Pause zu, vor der ersten Runde skeptisch. “Die englischen Begriffe sagen mir nichts, deshalb war ich nicht sicher, ob das funktioniert.”
Wehrle nutzt die Pause zwischen den Tänzen, um sich kurz auf einem der Stühle auszuruhen. Der Abend ist inzwischen schon ein ganzes Stück vorangeschritten und schnell ist Wehrles anfängliche Scheu der Begeisterung gewichen. “Es macht unglaublich Spaß”, sagt sie. Gemeinsam mit zwei Bekannten ist die Frau mit den dunklen Haaren und dem fröhlichen Lachen extra aus Gensingen in der Nähe von Freiburg ins Gäu gereist, um diesen neuen, unbekannten Weg für sich auszutesten.
Nicht nur für Wehrle ist das eine Premiere. Viele Mitglieder der Gäu Promenaders tanzen an diesem Abend zum ersten Mal mit Sehbehinderten zusammen. Im Rahmen der Seminarreihe “Nicht sehen, nicht blind” haben sie Mitglieder des Deutschen Vereins für Sehbehinderte und Blinde in Studium und Beruf (DVBS) eingeladen, selbst einmal den Square Dance auszuprobieren.
Initiiert hat das Ganze Stephan Jacobs. Der Onlineredakteur aus Köln gehört auch zu den Menschen, die “ganz besonders gut schlecht sehen können”, wie er sagt. Den Square Dance hatte er vor drei Jahren zufällig während eines Urlaubes für sich entdeckt. Für ihn ist er “eine barrierefreie Art des Tanzens”. Das ist für ihn anders als etwa bei Standardtänzen. Denn dort müsse der Mann die Frau führen. “Das wird schwierig, wenn man kaum was sieht. Beim Square Dance höre ich einfach auf das Kommando des Callers.” Zudem habe jeder Tänzer seine “home position”, seine feste Position, von der aus er startet und an die er am Ende wieder vom Partner hingeführt wird. “Auch für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich vollständig erblinden sollte, weiß ich, dass ich Square Dance weiter werde ausüben können.” Unter den Tänzern jedenfalls, stellt Jacobs fest, gibt es “keine Berührungsängste gegenüber Sehbehinderten”.
Die Gäu Promenaders kennen den jungen Mann schon lange. Wann immer er in der Region ist, schaut er bei ihnen vorbei, um zu tanzen. “Stephan, schön, dass du da bist”, tönt es von allen Seiten und Kathrin Krauß, Präsidenten der Promenaders, ist Jacobs Tanzpartnerin für die erste Runde, die “perfekt gelungen” ist, lobt der Caller.
Schnell verlieren so auch die anderen Sehbeeinträchtigten im Saal ihre Skepsis und sind mit Spaß bei der Sache – besonders, als sie merken, dass Kommandos wie “Circle left” und “Circle right”, sich links beziehungsweise rechts herum im Kreis drehen, auch von den sehenden Gäu Promenaders gerne mal verwechselt werden.
“Beim Square Dance geht es auch nicht um den Wettbewerb. Der Spaß und die Gemeinschaft stehen im Vordergrund”, erklärt Georg Kreitz, Vorsitzender der Promenaders, und schon seit zehn Jahren Square Dancer mit Leib und Seele. Kreitz hat auch schon mit ganz blinden Menschen zusammengearbeitet. Er weiß: “Das geht. Man muss die Figuren eben sehr genau tanzen.” Ursprünglich hätten an diesem Abend die Gäu Promenaders eigentlich besondere Brillen bekommen sollen, um ihrerseits zu erleben, wie es ist, mit einer starken Sehbeeinträchtigung den Square Dance zu vollführen. “Da ist leider in der Organisation etwas schiefgelaufen”, bedauert Kreitz.
Das tut der guten Stimmung keinen Abbruch. Die Resonanz ist nach dem gut zweieinhalbstündigen Tanzabend sehr positiv. “Ich konnte mich super auf die Führung der anderen Tänzer verlassen”, resümiert eine Teilnehmerin, die nach eigener Aussage nur noch etwa ein zweiprozentiges Sehvermögen besitzt. Eine andere ergänzt: “Ich habe noch nie so vielen Menschen die Hand geschüttelt und Grüß Gott gesagt.” Auch Norbert Bongartz, ehrenamtlicher Fachleiter des DVBS, kann sich vorstellen, dass “diese Tanzart etwas für Blinde sein kann”. Vielleicht wird es demnächst erneut eine Kooperation mit den Gäu Promenaders geben. Doch jetzt heißt es auch für ihn erst einmal, die gewonnenen Erfahrungen an der Bar auszutauschen. LENA KROENLEIN
Ich danke hiermit der Redaktion des Gäuboten dafür, diesen Artikel hier in einer barrierefreien Form zur Verfügung stellen zu können.
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Bildergalerie zum Schnupperabend
Wenn Sie für Sehbehinderte oder Blinde ebenfalls ein solches Event organisieren möchten, dann helfe ich Ihnen gerne dabei.
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